TRAURIG BIN ICH SOWIESO: BETTINA WEGNER WURDE 75
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Niemand konnte so traurige Lieder singen wie sie: Bettina Wegner. Die Berliner Folk-Sängerin (Liedermacherin) wird am 4. November 75 Jahre alt. In der DDR bekam sie nie einen Fuß in die Tür, da sie sich schon als junge Künstlerin staatlicher Bevormundung wiedersetzte. Das zeigte sich Mitte der Sechziger, als sie den auf Initiative von Perry Friedmann in Ost-Berlin gegründeten Hootenanny-Klub verließ, bevor er zum Oktoberklub werden konnte. Für ihr Engagement im Zuge des Prager Frühlings 1968 wurde sie zu einer Haftstrafe verurteilt. Sie holte Anfang der Siebziger zwar noch ihr Abitur nach und erhielt die Möglichkeit, sich im Zentralen Studio für Unterhaltungskunst zur professionellen Sängerin ausbilden zu lassen, Auftrittsmöglichkeiten bekam sie aber kaum. Nach ihrem Protest gegen die Ausbürgerung von Wolf Biermann 1976 konnte sie nur noch inkognito live spielen, wurde unter der DDR-Jugend aber zu einer Kultfigur. CBS brachte 1979 mit SIND SO KLEINE HÄNDE ihre erste Langspielplatte im Westen heraus. Von da an trat die Musikerin schwerpunktmäßig in der BRD und Österreich auf. Als die DDR sie schließlich der Zoll- und Devisenvergehen beschuldigte, siedelte sie 1983 in den Westen über. Bis zu diesem Zeitpunkt waren in der Bundesrepublik bereits zwei weitere Alben von ihr erschienen: WENN MEINE LIEDER NICHT MEHR STIMMEN (1980) und TRAURIG BIN ICH SOWIESO (1982). Im Osten wurde ihr Name von den meisten mit Ehrfurcht ausgesprochen und ihre Lieder auf den Zeltplätzen an den Lagerfeuern gespielt. Bettina Wegner veröffentlichte ab 1983 noch eine Vielzahl an Platten, einige davon im Zusammenwirken mit anderen populären Künstlern. Sie ist bis heute aktiv.