
DER TÄTOWIERTE NOCH BESSER ALS DAS DEBÜT
- Sep 29, 2022
Der Opener "Aus der Ferne" wirkte ein bisschen wie eine "Am Fenster"-Fortsetzung, hatte ein fernöstliches Element. Mit dem Instrumental "Bulgarien-Rock" rückten City dann musikalisch ein Stück näher, Balkan und Orient klangen an - und dann dieser verdammt knackige Bass. Dass ich das mit dem Geigengezupfe aus "Am Fenster" verglich, lag in der Natur der Sache - und es wurde uns von den Moderatoren der Jugendsendungen geradezu aufgezwungen. Denn ständig wurde die Frage aufgeworfen, wie City mit dem Druck des Riesen-Hits wohl umgehen würden. Für mich war die Frage beantwortet: Der bretternde Bass war geiler als die liebliche Violine.
"Wenn ich mal was sagen will" leitete in den hektischen Rocker "Nur die Nächte gehören uns". Da wurde gegen den Willen der Alten halt nachts gehobelt. Bei City war selbst Liebe machen Rebellion. Der Plattenausstieg "Wo ist das Glück" brach ein wenig mit der Kraft und Angriffslustigkeit der Platte, gefiel mir aber gerade auch deshalb. Dass die ersten Takte nach "Hotel California" von den Eagles klangen und der Song sich stark an die gerade groß gewordenen Dire Straits orientierte, bekam ich erst viel später mit.
Aus heutiger Sicht - und das muss an dieser Stelle doch noch angefügt werden - ist der Sound unter Umständen nicht optimal. Die Möglichkeiten waren begrenzt. Allerdings führte diese Begrenzung zu ganz besonderen Klangideen, die - wie auf DER TÄTOWIERTE - einzigartig waren. So habe ich das nie wieder gehört. Weder bei City, noch bei anderen.
JUB