
DER TÄTOWIERTE NOCH BESSER ALS DAS DEBÜT
Jens-Uwe BerndtTeilen
DER TÄTOWIERTE von 1979 ist für mich die beste City-Platte. Rumms! Das passierte nicht schleichend, nachdem AM FENSTER wegen der Überpräsenz des Titelsongs langsam zerknautscht wurde. Schon damals, nachdem die LP ihren ersten Durchlauf auf dem heimischen Plattenspieler hinter sich hatte, war ich völlig geplättet. Mein Gott, was war der Titelsong für eine knallharte Nummer, mit einer Aussage, die wie ein Faustschlag das Nasenbein zertrümmerte. Tätowierungen spielten in meiner Halbwüchsigenwelt noch keine Rolle - dafür waren die Träume und Erwartungen an das Leben riesig. Da lief einem ein kalter Schauer über den Rücken, wenn man Toni Krahl vom Zerplatzen dieser Träume singen hörte. "Biggi" und "Dizzy" waren sensationell. Zwei Songs, ein Thema. Sie wird während des Abis schwanger von ihm, muss mit Schule, Eltern und Vorurteilen klarkommen. Und er, noch nicht mal die Lehre fertig, klatscht voll auf den Boden der Realität, wird Alimente zahlen und irgendwie in die Rolle eines Vaters wachsen müssen. Und dann "Der Optimist". Bleischwer stapfte der Song voran, die Gitarre schnitt Wunden in die Haut - tatsächlich: Da trugen sie ihren Freund zu Grabe, der sich das Leben genommen hatte. Ich glaube, ich habe den Song damals am häufigsten abgespielt.
Der Opener "Aus der Ferne" wirkte ein bisschen wie eine "Am Fenster"-Fortsetzung, hatte ein fernöstliches Element. Mit dem Instrumental "Bulgarien-Rock" rückten City dann musikalisch ein Stück näher, Balkan und Orient klangen an - und dann dieser verdammt knackige Bass. Dass ich das mit dem Geigengezupfe aus "Am Fenster" verglich, lag in der Natur der Sache - und es wurde uns von den Moderatoren der Jugendsendungen geradezu aufgezwungen. Denn ständig wurde die Frage aufgeworfen, wie City mit dem Druck des Riesen-Hits wohl umgehen würden. Für mich war die Frage beantwortet: Der bretternde Bass war geiler als die liebliche Violine.
"Wenn ich mal was sagen will" leitete in den hektischen Rocker "Nur die Nächte gehören uns". Da wurde gegen den Willen der Alten halt nachts gehobelt. Bei City war selbst Liebe machen Rebellion. Der Plattenausstieg "Wo ist das Glück" brach ein wenig mit der Kraft und Angriffslustigkeit der Platte, gefiel mir aber gerade auch deshalb. Dass die ersten Takte nach "Hotel California" von den Eagles klangen und der Song sich stark an die gerade groß gewordenen Dire Straits orientierte, bekam ich erst viel später mit.
Aus heutiger Sicht - und das muss an dieser Stelle doch noch angefügt werden - ist der Sound unter Umständen nicht optimal. Die Möglichkeiten waren begrenzt. Allerdings führte diese Begrenzung zu ganz besonderen Klangideen, die - wie auf DER TÄTOWIERTE - einzigartig waren. So habe ich das nie wieder gehört. Weder bei City, noch bei anderen.
JUB
Der Opener "Aus der Ferne" wirkte ein bisschen wie eine "Am Fenster"-Fortsetzung, hatte ein fernöstliches Element. Mit dem Instrumental "Bulgarien-Rock" rückten City dann musikalisch ein Stück näher, Balkan und Orient klangen an - und dann dieser verdammt knackige Bass. Dass ich das mit dem Geigengezupfe aus "Am Fenster" verglich, lag in der Natur der Sache - und es wurde uns von den Moderatoren der Jugendsendungen geradezu aufgezwungen. Denn ständig wurde die Frage aufgeworfen, wie City mit dem Druck des Riesen-Hits wohl umgehen würden. Für mich war die Frage beantwortet: Der bretternde Bass war geiler als die liebliche Violine.
"Wenn ich mal was sagen will" leitete in den hektischen Rocker "Nur die Nächte gehören uns". Da wurde gegen den Willen der Alten halt nachts gehobelt. Bei City war selbst Liebe machen Rebellion. Der Plattenausstieg "Wo ist das Glück" brach ein wenig mit der Kraft und Angriffslustigkeit der Platte, gefiel mir aber gerade auch deshalb. Dass die ersten Takte nach "Hotel California" von den Eagles klangen und der Song sich stark an die gerade groß gewordenen Dire Straits orientierte, bekam ich erst viel später mit.
Aus heutiger Sicht - und das muss an dieser Stelle doch noch angefügt werden - ist der Sound unter Umständen nicht optimal. Die Möglichkeiten waren begrenzt. Allerdings führte diese Begrenzung zu ganz besonderen Klangideen, die - wie auf DER TÄTOWIERTE - einzigartig waren. So habe ich das nie wieder gehört. Weder bei City, noch bei anderen.
JUB