DEEP PURPLE =1 IN VOLLER PRACHT
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Für Vinyl-Liebhaber, die womöglich in Bezug bestimmter Bands versuchen, alles zu sammeln, wird es immer schwerer. Denn wie im Falle des aktuellen Deep-Purple-Albums muss man sehr tief in den Geldbeutel greifen, um die gesamte Pracht des Angebotenen in Besitz zu nehmen. Auf dem Fotos seht Ihr den Inhalt der Box mit den drei zusätzlichen Live-10''-Platten (das oben zusammengelegte Bild) und unten die Picture-Doppel-LP mit faszinierenden Weltraumszenen im Vinyl. Was derart opulent daherkommt, darf auch so klingen. Und das tut es: Hier unserer Rezension aus GoodTimes 4/2024.
DEEP PURPLE
=1
Abgesehen davon, dass es per se dramaturgisch von Vorteil ist, ein Album mit einem Aha-Effekt oder einer Überraschung zu beginnen, zählen Deep Purple zu jenen Rock-Bands, die diese Trumpfkarte immer schon exzellent ausspielten. Man erinnere sich an “Fireball“, “Highway Star“, “Speed King“, “Knocking At Your Back Door“ oder wie die Opener der Deep-Purple-Alben auch immer hießen: markante Riffs, starke Refrains, Aufmerksamkeit heischende Intros. Das funktioniert bei dem sich steigernden “Show Me“ auf dem neuen Album =1 (EQUALS ONE) genauso. Schon mit diesem Einstieg bewegen sich Deep Purple hörbar in nostalgischen Sphären. Wenn der Auftakt auch eher bei PERFECT STRANGERS, dem Comeback-Album von 1984, angesiedelt ist, haben wir es damit trotzdem mit der Rückbesinnung auf eine der besten Momente in der Deep-Purple-Geschichte zu tun. “Show Me“ ist bei aller Qualität aber tatsächlich nur der Appetitmacher, denn es geht auf =1 ohne Unterbrechung so weiter: “Sharp Shooter“ weckt Erinnerungen an “Into The Fire“ (DEEP PURPLE IN ROCK, 1970), “Portable Door“ führt uns zu “Pictures Of Home“ (MACHINE HEAD, 1972), bei “Pictures Of You“ sind wir wieder im PERFECT-STRANGERS-Klangbild oder “Lazy Sod“ lässt uns in “Strange Kind Of Woman“-Welten (FIREBALL, 1971) schwelgen. Dass Deep-Purple-Fans diese Bezüge ziehen und vielleicht noch weitere suchen werden, hat überhaupt nichts damit zu tun, dass die Band sich womöglich nur bei sich selbst bediente und wiederholt. Vielmehr liegt es einfach in der Natur der Sache, dass man sich in seinem Zuhause am wohlsten fühlt, wenn die Couch am gewohnten Platz steht. Der neue Gitarrist, Simon McBride, hat Deep Purple hörbar gut getan. Steve Morse war ohne Zweifel ein guter Mann und er öffnete den Briten ein paar Türen, an denen die Band bis zu jenem Zeitpunkt vorbeigegangen war. McBride hat sich allerdings in ein paar Monaten viel stärker diesen ganz speziellen Deep-Purple-Geist zu eigen gemacht, als es Morse in 28 Jahren auch nur versuchte. Das soll seine Leistungen als Musiker und für Deep Purple nicht schmälern, aber so geil wie auf =1 hat das Heavy-Rock-Schlachtschiff der Siebziger seit – sagen wir – PERFECT STRANGERS nicht mehr geklungen. Sicher wird manch einer die Spanne anders ansetzen, aber diese Debatte wurde auch schon intensiv im Zuge von HACKNEY DIAMONDS der Rolling Stones geführt. Doch wann waren Deep Purple das letzte Mal derart bei sich, dass ihnen durchweg ein Album gelang, auf dem sich jeder Song mit seinem speziellen Flair sofort als etwas Besonderes unter die Schädeldecke arbeitete. Und das bei einer erstaunlichen Eingängigkeit. Auch bekommen die Fans all die geliebten Trademarks geboten, die die Band in den Siebzigern und zum Teil in den Achtzigern ausgemacht haben: zwingende Rhythmen, Gitarrensoli zum Niederknien, versponnene Orgelpassagen, einen angriffslustigen Ian Gillan, das kunstfertige Schlagzeugspiel von Ian Paice und einen Roger Glover, der die Songs hier und da mit eigenen Bassmelodien bereichert. Mit diesem musikalischen Manifest im Rücken könnte es tatsächlich sein, dass jene Fraktion, die immer noch von einer Rückkehr Ritchie Blackmores träumt, weiter zusammenschmilzt. Denn in dieser Form kann es weitergehen – solange Strom durch die Kabel fließt.
Das neue Album kommt – wie es heute allgemein üblich ist – in den unterschiedlichsten Formaten. Als CD, als Vinyl und als Box-Set. Letzteres enthält sowohl CD als auch Vinyl, bekommt eine Behind-The-Scenes-DVD beigelegt, es beinhaltet eine aus drei Platten bestehende 10‘‘-Edition, die Aufnahmen der Deep-Purple-Tour von 2022 präsentiert, es gibt ein T-Shirt, Schlüsselanhänger, Kunstdruck, und in einer der Boxen ist ein Ticket versteckt, das den Glücklichen ermächtigt, sich die „=1 More Time“-Tour anzuschauen. Das ist einmal mehr die absolute Vollbedienung.
DEEP PURPLE
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Abgesehen davon, dass es per se dramaturgisch von Vorteil ist, ein Album mit einem Aha-Effekt oder einer Überraschung zu beginnen, zählen Deep Purple zu jenen Rock-Bands, die diese Trumpfkarte immer schon exzellent ausspielten. Man erinnere sich an “Fireball“, “Highway Star“, “Speed King“, “Knocking At Your Back Door“ oder wie die Opener der Deep-Purple-Alben auch immer hießen: markante Riffs, starke Refrains, Aufmerksamkeit heischende Intros. Das funktioniert bei dem sich steigernden “Show Me“ auf dem neuen Album =1 (EQUALS ONE) genauso. Schon mit diesem Einstieg bewegen sich Deep Purple hörbar in nostalgischen Sphären. Wenn der Auftakt auch eher bei PERFECT STRANGERS, dem Comeback-Album von 1984, angesiedelt ist, haben wir es damit trotzdem mit der Rückbesinnung auf eine der besten Momente in der Deep-Purple-Geschichte zu tun. “Show Me“ ist bei aller Qualität aber tatsächlich nur der Appetitmacher, denn es geht auf =1 ohne Unterbrechung so weiter: “Sharp Shooter“ weckt Erinnerungen an “Into The Fire“ (DEEP PURPLE IN ROCK, 1970), “Portable Door“ führt uns zu “Pictures Of Home“ (MACHINE HEAD, 1972), bei “Pictures Of You“ sind wir wieder im PERFECT-STRANGERS-Klangbild oder “Lazy Sod“ lässt uns in “Strange Kind Of Woman“-Welten (FIREBALL, 1971) schwelgen. Dass Deep-Purple-Fans diese Bezüge ziehen und vielleicht noch weitere suchen werden, hat überhaupt nichts damit zu tun, dass die Band sich womöglich nur bei sich selbst bediente und wiederholt. Vielmehr liegt es einfach in der Natur der Sache, dass man sich in seinem Zuhause am wohlsten fühlt, wenn die Couch am gewohnten Platz steht. Der neue Gitarrist, Simon McBride, hat Deep Purple hörbar gut getan. Steve Morse war ohne Zweifel ein guter Mann und er öffnete den Briten ein paar Türen, an denen die Band bis zu jenem Zeitpunkt vorbeigegangen war. McBride hat sich allerdings in ein paar Monaten viel stärker diesen ganz speziellen Deep-Purple-Geist zu eigen gemacht, als es Morse in 28 Jahren auch nur versuchte. Das soll seine Leistungen als Musiker und für Deep Purple nicht schmälern, aber so geil wie auf =1 hat das Heavy-Rock-Schlachtschiff der Siebziger seit – sagen wir – PERFECT STRANGERS nicht mehr geklungen. Sicher wird manch einer die Spanne anders ansetzen, aber diese Debatte wurde auch schon intensiv im Zuge von HACKNEY DIAMONDS der Rolling Stones geführt. Doch wann waren Deep Purple das letzte Mal derart bei sich, dass ihnen durchweg ein Album gelang, auf dem sich jeder Song mit seinem speziellen Flair sofort als etwas Besonderes unter die Schädeldecke arbeitete. Und das bei einer erstaunlichen Eingängigkeit. Auch bekommen die Fans all die geliebten Trademarks geboten, die die Band in den Siebzigern und zum Teil in den Achtzigern ausgemacht haben: zwingende Rhythmen, Gitarrensoli zum Niederknien, versponnene Orgelpassagen, einen angriffslustigen Ian Gillan, das kunstfertige Schlagzeugspiel von Ian Paice und einen Roger Glover, der die Songs hier und da mit eigenen Bassmelodien bereichert. Mit diesem musikalischen Manifest im Rücken könnte es tatsächlich sein, dass jene Fraktion, die immer noch von einer Rückkehr Ritchie Blackmores träumt, weiter zusammenschmilzt. Denn in dieser Form kann es weitergehen – solange Strom durch die Kabel fließt.
Das neue Album kommt – wie es heute allgemein üblich ist – in den unterschiedlichsten Formaten. Als CD, als Vinyl und als Box-Set. Letzteres enthält sowohl CD als auch Vinyl, bekommt eine Behind-The-Scenes-DVD beigelegt, es beinhaltet eine aus drei Platten bestehende 10‘‘-Edition, die Aufnahmen der Deep-Purple-Tour von 2022 präsentiert, es gibt ein T-Shirt, Schlüsselanhänger, Kunstdruck, und in einer der Boxen ist ein Ticket versteckt, das den Glücklichen ermächtigt, sich die „=1 More Time“-Tour anzuschauen. Das ist einmal mehr die absolute Vollbedienung.